Das ist die Fallgeschichte des Teenagers Thomas und seiner Mutter Nadja. Der Konflikt zwischen den beiden brach wegen der Schule aus und belastete das Familienleben für lange Zeit. Thomas hatte keine Lust mehr in die Schule zu gehen und hatte kaum eine Chance, das Schuljahr vor dem Abitur zu bestehen. Er dachte, „es auch ohne Schule schaffen zu können“. Wie in vielen Familien war „die Schule“ zum Brennpunkt-Thema Nummer 1 zwischen Thomas und seiner Mutter geworden. Es löste endlose Diskussionen und Streitereien aus, die oftmals in Türenknallen, wilden Beschimpfungen und Tränen endeten.
Hintergrund
Thomas‘ Vater war selbständig und seine Frau half ihm regelmäßig in seiner Firma. Den Großteil ihrer Zeit verbrachte Nadja aber mit der Organisation des Haushalts und war hauptverantwortlich für die Erziehung. So sehr sie sich bemühte, es gelang ihr nicht, Thomas zu einem konstruktiven Lernverhalten oder gar zu einem positiven Schulabschluss zu motivieren. All ihre Versuche scheiterten.
Gleichzeitig hatte Thomas immer häufiger Wutausbrüche, die in starken Beschimpfungen gegenüber seiner Mutter gipfelten. Die wiederholten Abwertungen durch ihren Sohn und seine verbalen Entgleisungen machten Nadja schwer zu schaffen. Ihr Verzweiflung wurde immer größer und ihre Angst, dass ihr Sohn durch einen Schulabbruch seine Zukunft zerstören könnte wuchs stetig. Schließlich wandte sich Nadja an Dr. Gundl Kutschera, um sich Hilfe für ihr belastetes Familienleben zu holen.
Arbeitsauftrag abholen
Die erste Coachingstunde begann Dr. Kutschera gemeinsam mit Mutter und Sohn. Sie befragte Nadja darüber, was ihre Ziele und ihre Sorgen waren. Für Thomas war es neu, die Not seiner Mutter direkt zu erfahren und wie viele Sorgen sie sich eigentlich um ihn machte. Nadja versetzte wiederum in Erstaunen, dass Thomas ihr zustimmte und sein Fehlverhalten eingestand. Dachte sie doch, ihre Worte seien bisher nur auf „taube Ohren“ gestoßen“.
Es ist immer wichtig, die Themen im Beisein des Kindes bzw. des Teenagers zu erfahren. Indem Thomas um seine Meinung, seine Bestätigung oder Ergänzung gefragt wurde, passierte die erste Bewusstmachung und Würdigung. Thomas bestätigte seine Mutter: „Ja, sie hat Recht.“ Somit war das gemeinsame Ziel klar und auch Thomas Auftrag für die Zusammenarbeit, das heißt, er wurde rasch mit ins Boot geholt. Dieser Weg hilft oftmals, gerade in der Arbeit mit Jugendlichen, einen Vertrag zu bekommen, weil Jugendlichen ihre Probleme meist nicht bewusst sind. Die Mutter konnte danach den Raum verlassen und Dr. Kutschera begann ihre Arbeit mit Thomas.
Modell der 5 Rollen als Arbeitsbasis
Die Ausgangslage war, dass Thomas und Nadja „auf Kriegsfuß“ miteinander standen und nicht respektvoll und wertschätzend ihre Rollen „Sohn“ und „Mutter“ leben konnten. Sie hatten keinen Zugang mehr zu ihrer Liebe füreinander. Im nächsten Schritt ging Dr. Kutschera nach dem von ihr entwickelten 5-Rollen-Modell vor: Dieses Modell hilft Familien dabei, für sich neue Visionen und Rollenbilder zu finden und zu definieren. Die Notwendigkeit hierfür resultiert aus dem Zerfall alter, über Jahrhunderte vorwiegend patriarchal geprägter Werte, Regeln und Rollenbilder innerhalb von Beziehungen und Familien. Schon lange spüren Männer und Frauen die Sehnsucht nach gleichwertigen Beziehungen, für die es aber noch kaum Vorbilder und Beispiele gibt.
Das 5-Rollen-Modell schafft es, dieser Suche und Sehnsucht mit Struktur und nachvollziehbaren Vorgehensweisen zu begegnen. Werden die folgenden 5 Rollen gleichwertig gelebt, haben Paare, Familien oder die Menschen einer Gemeinschaft das Gefühl, dass ihre Beziehung gut ist:
Die Rolle
Paare und Familien finden für jede Rolle gemeinsame Werte, Beliefs, Regeln und Verhalten, und gestalten so ein zu Hause, in das jeder gerne heimkommt.
Klar Führen durch Trennen von Person und Verhalten
In Nadjas Fall wurde – wie bei vielen Konflikten zwischen Kindern und Eltern – die Rolle „Mutter/Vater“ nicht gelebt und somit war ihre „Hierarchie-Rolle“ sehr geschwächt.
Aus vielen Gründen fällt es Eltern heutzutage schwer, ihre wichtige Führungsaufgabe zu übernehmen und den Kindern die nötige Orientierung und den Sicherheitsrahmen zu bieten.
Klare Regeln und Sanktionen in Familien,d.h. eine Beziehung, die auch den Kindern ermöglicht, dass sie Feedback und Sanktionen für ihr verletzendes Verhalten bekommen, sind selten. Stattdessen erfahren die Kinder und Teenager von ihren Eltern Unklarheit, Angst und Schwäche – die sich meistens in nörgelndem Verhalten ausdrücken.
Die Kinder und Jugendlichen gelangen dadurch in eine destruktive Spirale und zeigen ihre Wut und ihren Frust in Beschimpfungen und abwertendem Verhalten. Dabei verschwindet die Liebe immer mehr.
Warum übernehmen so wenige Eltern Führung?
Eltern haben Angst, „Nein“ zu sagen, weil sie Angst haben, dass sie den Selbstwert ihrer Kinder dadurch schwächen, so wie sie es in der eigenen Kindheit erlebt hatten. Immer wieder nörgelten ihre Eltern und signalisierten, dass sie „nicht in Ordnung“ waren. So schrumpfte ihr Selbstwert mehr und mehr. Heute wollen sie es mit ihren Kindern besser machen, als sie es damals selbst erfahren haben und „schlucken“ deren nerviges Fehlverhalten.
Aus dieser Schleife kommen die Eltern nur heraus, wenn sie lernen, „Person“ und „Verhalten“ im Umgang mit ihrem Kind zu trennen. Indem sie immer wieder betonen „Ich liebe Dich, aber dieses verletzende Verhalten wird in unserer Familie nicht gelebt“, lernen die Eltern „Nein“ zu sagen, ohne den Selbstwert der Kinder zu schmälern.
Im weiteren Verlauf des Coachings lernte Nadja als Mutter Führung zu übernehmen und forderte ihre höchsten Werte „Liebe und Respekt“ wieder ein. Sie vermittelte ihrem Sohn, dass er immer in Ordnung ist, wie er ist, aber bestimmte Verhaltensweisen nicht erlaubt und mit Sanktionen verbunden sind. Das klingt sehr einfach, ist aber für Eltern schwierig und ungewohnt. Es soll echt und stimmig sein und aus tiefster Überzeugung kommen – sonst entstehen nur leere Worte.
Um ihren Sohn wieder authentisch lieben und wertschätzen zu können, musste Nadja viele Verletzungen erst versöhnen. Thomas lernte, was respektvolles Verhalten ist und die Mutter konnte mit ihrem nörglerischen Verhalten aufhören. Fortan reichte es ihr zu betonen: „Du weißt selbst, was Respekt und Liebe ist“. Anfänglich war das Neue für beide ungewohnt. Thomas musste eigenverantwortlich neue Verhaltensweisen finden und versuchte, Nadja in die alte Rolle zurückzudrängen, um sich dann wieder über sie aufregen zu können. Mit der Zeit jedoch gelang es ihm, und die Beziehung wurde besser.
Im neuen Rahmen von Respekt und Liebe konnten die Rollen aller Mitglieder in der Familie neu definiert werden und die Atmosphäre verbesserte sich insgesamt. Sie spielten abends gemeinsam, hatten gesellige Mahlzeiten, lachten viel und freuten sich, nach Hause zu kommen. Der Vater unterstützte die Mutter in ihrem Führungsverhalten und kam früher vom Job nach Hause. Die Eltern nahmen sich mehr Zeit füreinander und hatten Spaß, ihre Rolle als „Mann/Frau“ zu leben, u.a. in gemeinsamen Partnerabenden. Und Thomas gelang es, seine Motivation für das Lernen wieder zu finden und das Schuljahr positiv abzuschließen.
Nach erfolgreicher Beendigung des Familien-Coachings begann die Mutter, die Resonanz®-Practitioner-Ausbildung am Institut Kutschera. Sie wollte mehr für sich, ihre Partnerschaft und über die Rollen in der Familie lernen. Sie wollte ihren Sohn noch sicherer begleiten – und die Lebensqualität in der Familie weiter steigern.
Vision für die globale Überwindung von Generationen-Konflikten
Unabhängig von kulturellem, sozialem oder religiösem Hintergrund bietet das 5-Rollenmodell allen Familien die Perspektive, ihre Beziehungen gesund und liebevoll zu heilen, zu gestalten und zu leben. Die Resonanz, die in solche Familien einzieht bedeutet, dass trotz verschiedener Eigenarten der Familien-Mitglieder ein gemeinsames, freies und wertschätzendes Miteinander-Schwingen im Alltag möglich ist. Die Vermittlung dieses Wissens hat in allen Generationen für Dr. Kutschera eine besondere, sogar Frieden stiftende Bedeutung. Denn die Familie ist die Keimzelle jeder Gesellschaft und geht es den Familien gut, geht es der Gesellschaft gut.